Archiv für den Monat: Mai 2015

Allein – Alleine

Heute mal nicht im Café. In Bremen regnet es, ich sitze in meinem Büro fest. Und habe etwas Zeit, einer Frage nachzugehen, die mich seit einigen Tagen beschäftigt, nämlich nachdem ich eine Dissertation lektoriert habe, in der immer wieder das Wort alleine auftauchte. Alleinesein, alleine leben, etwas alleine unternehmen.
Ich habe dieses alleine fast jedes Mal korrigiert. Vor allem, weil es so „umgangssprachlich“ klingt, im Gegensatz zu allein. Die Word-Autokorrektur fand das Wort Alleinesein falsch und nahm die blaue Unterkringelung erst zurück, als ich das e löschte. Aber wie ist das nun wirklich mit allein und alleine?
Einerseits wird alleine ja tatsächlich oft umgangssprachlich verwendet, jedenfalls da, wo ich herkomme. Der Berliner sagt: „Det mach mal alleene“ oder „Verscheißern kann ick mir alleene“. Ein kleines Mädchen protestiert: „Ich kann das alleine!“ oder nimmt sich vor: „Die Kekse esse ich ganz alleine auf.“ Standardsprachlich aber heißt es allein. Alleinsein, Alleinerbe, Alleinstellungsmerkmal. Ich bin so allein. Er fährt allein in den Urlaub. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Die Bedeutung in diesen Fällen ist sowohl einzig, nur, ausschließlich wie auch einzeln, solo, einsam.
Es gibt aber auch noch eine andere Bedeutung, nämlich die von aber, indes, jedoch. „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ (Goethe, Faust II, erster Teil), oder „Sie wollte ihn aufhalten, allein es war zu spät“. In diesen Fällen wäre alleine ganz falsch. Grammatikalisch ist sonst wohl meist beides richtig. Auch wenn mein Sprachgefühl mir sagt, dass die Bedeutung sehr wohl unterschiedlich ist. Und das muss dann jeder allein entscheiden.

Frauen Zimmer Schreiben

Gestern saß ich im „Casa Paula“, wo man den besten Galão Bremens serviert. Ausnahmsweise saß ich da nicht allein und nicht, um zu schreiben, sondern um mit einer lieben alten Freundin zu plaudern. Die mir – Überraschung! – ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk mitbrachte. Ein Buch. Eines, das wunderbar in mein Thema passt, denn es geht um Orte zum Schreiben. Das Buch heißt: Frauen Zimmer Schreiben und wurde herausgegeben von Christiane Palm-Hoffmeister. Es beginnt mit einem Brief an Virginia Woolf, die sich zeitlebens ein Zimmer für sich allein zum Schreiben gewünscht hat, und es enthält neben Texten von 22 Autorinnen wunderschöne Fotos ihrer Schreibzimmer. Mit Computer oder ohne, mal mehr, mal weniger aufgeräumt. Mit Teekannen und Topfpflanzen, Karteikästen und Kugelschreibern. Von manchen Schreibtischen aus kann man in grüne Bäume blicken, andere stehen unter Dachschrägen oder mitten in Wohnzimmern. Auch, unsichtbar und dennoch unübersehbar: Gedankenwolken, Wortschwärme, Ideennebel. Man nennt das auch Kreativität.
Ein inspirierendes Buch für Schreiberinnen und die, die es gern wären.

FrauenZimmerSchreiben

Frauen Zimmer Schreiben