Archiv der Kategorie: Lesen

Bleistifte

Zuerst einmal möchte ich allen ein richtig gutes, gesundes und erfolgreiches neues Jahr wünschen. Zu meinen persönlichen guten Vorsätzen für 2016 gehört (ganz oben auf der Liste), dass hier in meinem Blog wieder öfter was Neues zu lesen sein wird. Großes Einhornversprechen!

Heute soll es um meine Liebe zu Bleistiften gehen.  Anlass ist ein Artikel in der Zeitschrift FLOW, der sich meinem Lieblingsschreibwerkzeug in aller Ausführlichkeit widmet. Er heißt „Bleistiftliebe“, und ich finde ihn ausgesprochen unterhaltsam und informativ. Außerdem habe ich durch ihn  erfahren,  dass es ein Buch mit dem Titel „Die Kunst einen Bleistift zu spitzen“ gibt, geschrieben von David Rees, und das muss ich mir unbedingt mal besorgen. David Rees lebt in New York, und man kann angeblich stumpfe oder abgebrochene Bleistifte zu ihm schicken, die er dann – von Hand mit dem Messer gespitzt – in einer Hülse zurückschickt. Späne inklusive. Großartig.

Fast jeder hat mit einem Bleistift die ersten Kritzeleien seines Lebens gemacht, und in der Schule haben wir mit einem Bleistift das Schreiben gelernt, noch bevor wir einen Füller in die Hand bekamen. Ein Bleistift schreibt auf vielen Flächen, auch auf Holz und Mauerwerk (kennen Sie die flachen, roten „Zimmermannsbleistifte“?) und funktioniert sogar in der Schwerelosigkeit.

Vielleicht werde ich ab sofort Bleistifte sammeln. Es gibt sie auf der ganzen Welt und sie kosten nicht viel. Noch ein Vorsatz für 2016.

Neulich in Berlin – CaféBilderbuch

Neulich in Berlin war ich mal wieder in meinem absolut weltliebsten Schreib- und Frühstückscafé: Das „Café BilderBuch“ in der Akazienstraße, Berlin Schöneberg.

Wenn man vorn ins Café reinspaziert und sich nicht auskennt, sieht man: Ein kleines Straßenbistro mit angenehmer Athmosphäre und einem großen Schaufenster zur Straße. Die Plätze mit dem Straßenblick sind leider besetzt. Ein Glück, denn so lässt man den Blick suchend weiterschweifen und entdeckt eine Art Durchgang. Kann sein, dass man auf die Idee kommt, den gutaussehenden und zuvorkommend lächelnden Kellner, der schräg gegenüber der Kuchenvitrine auf einem Barhocker sitzt, zu fragen, ob es hinten auch noch Tische gibt. Dann würde der nämlich nicken und antworten: „Aber sicher – jede Menge!“ und man schritte beherzt und neugierig durch den langen, etwas düsteren Korridor.

Aber dann! Es tut sich einem ein Raum auf, wie man ihn in Berlin gemeinhin „Berliner Zimmer“ nennt, wegen des Fensters in der Ecke zum Hof raus. Nur viel größer. Vielleicht waren das mal mehrere Räume, und es wurden Wände rausgerissen. Dicke Pfeiler, teilweise mit dekorativen Mauerresten, deuten darauf hin. Und was als nächstes ins Auge fällt, sind die wandhohen Bücherregale. Bücher! Bücher! Zu hunderten! Vor dem einen, auf einem Podest, ein schwarzer Flügel. Mit großem vierarmigen Silberleuchter drauf. Das könnte bedeuten, dass hier auch hin und wieder Konzerte stattfinden. Lesungen auch, wie ich der zeitungsähnlich aufgemachten Speise- und Getränkekarte entnehme, und zwar jeden 2. Mittwoch im Monat. Als ich das erste Mal hier war, hämmerte allerdings ein unbeaufsichtigter Zweijähriger auf die Tasten ein, bis sich der Kellner mit forschem Schritt und drohender Miene näherte. Da war dann der junge Vater doch in Sorge um seinen Spross und holte ihn geschwind vom Instrument weg. Meist aber ist es recht ruhig hier.

Man sitzt auf alten Polstermöbeln unterschiedlicher Formen und Stilepochen. Unter Stehlampen mit Fransenschirmen oder Schwanenhalsleuchten. Die kleinen bräunlichen Aquarelle stammen, so vermute ich, von einem zeitgenössischen Künstler oder/und Stammgast. Zur Latte Macchiato gibts Mozarts Kleine Nachtmusik. Der Marmorkuchen ist sehr zu empfehlen und das Frühstück hat lustige Namen wie „Es war einmal“, „Die kleine Meerjungfrau“ und „Geschichten aus der Molkerei“. Kreativ.

Für mich war das hier eine echte Entdeckung. Und die Atmosphäre ist zum Schreiben wie geschaffen. Bücher, wohin das Auge schweift, gedämpftes Licht und klassische Musik. Ich schreibe übrigens wie fast immer mit der Hand. Hier einen Laptop aufzuklappen käme mir auch irgendwie unpassend vor, obwohl vermutlich niemand daran Anstoß nehmen würde. Stift und Block passen einfach besser zum buchenfurnierten runden Ausziehtisch und leicht angestaubten Ausgaben von „Krieg und Frieden“, „Angelique“ und Edgar Wallace. Und irgendwie auch zum Marmorkuchen. Die beiden jungen Studentinnen bei mir am Tisch tauschen sich aus über Prag, Amsterdam und die Männer in ihrem Leben. Auch schön – die Tische sind groß genug, dass nicht zueinander gehörende Menschen durchaus beieinandersitzen können, ohne dass es unangenehm wird, und obwohl man, wenn man möchte, deren Gesprächen zuhören könnte. Mann könnte ja auch weghören…

Würde ich ein Stück links rüberrutschen auf meiner grauen Ledercouch, in Richtung Stehlampe, könnte ich auch ganz gut lesen. Vielleicht mach ich das gleich mal, lasse den Stift sinken und die Caféhausstimmung auf mich wirken, bestelle mir ein Glas Wein und hole mir ein Buch aus dem Regal …

Glücklich

Diese Woche ist fast wie Urlaub – zwei Projekte haben sich auf Ende Juni verschoben – schön, dass auch manche Kunden ihre Deadlines nicht einhalten. Noch schöner, dass die sonst so vielbeschäftigte Schreiberin mal Zeit für lange aufgeschobene Dinge hat. Heute war es ein Routine-Arztbesuch, der mich nach Findorff geführt hat. Und da nutze ich doch die Gelegenheit, ein bißchen durch die Straßen dieser Gegend zu schlendern, in der ich mal für viele Jahre gewohnt habe.

Und nun sitze ich in einem Café mit dem schönen Namen „Feliz“, glücklich also, am Findorffmarkt. Hier bin ich sehr, sehr gern. Schon allein deshalb, weil es Bagel gibt, mit Lachs und Frischkäse (my favorite) und natürlich noch mindestens sieben andere Sorten. Außerdem einen günstigen Mittagstisch aus regionalen Zutaten und Fleisch aus artgerechter Tierhaltung und so. Zu schade, dass ich grade gar keinen Hunger habe. Und ich liebe die Tapete rechts vom Tresen! Meterhohe rotweiße Papageientulpen sind drauf, die Blütenblätter so weit geöffnet, dass man sie auf den ersten Blick für Lilien halten könnte. Die „brand eins“ im Zeitschriftenregal, auch super. Von meinem Platz aus, über meine große Kirschsaftschorle hinweg, entdecke ich, dass der Bücherbus der Stadtbibliothek noch immer, wie schon vor 20 Jahren, am Freitagnachmittag auf dem Markt steht. Das freut mich irgendwie und ich hoffe, dass er dort auch besucht wird. Die Bibliotheken in den Stadtteilen sind ja in den vergangenen Jahren immer weniger geworden. Es gab zum Beispiel mal eine große Filiale in der Neustadt und eine kleinere im Steintor. Beide geschlossen, schon vor Jahren. Und da ich gerade dabei bin möchte ich die Gelegenheit nutzen, ein Loblied auf die öffentlichen Bibliotheken zu singen. Für 20,- Euro ist es mir erlaubt und sogar erwünscht, durch ein weitläufiges, mehrstöckiges Gebäude zu wandern und alle Bücher, die dort in den Regalen stehen, zu lesen oder sogar mit nach Hause zu nehmen. Die Zentralbibliothek steht mitten in der Bremer Innenstadt, und man kann dort auch CDs, Filme, Sprachkurse, Spiele und sogar Kunstwerke ausleihen oder in bequemen Sesseln stundenlang Zeitungen und Zeitschriften lesen, wenn man die Zeit dazu hat. Ich empfinde das Konzept „öffentliche Bibliotheken“ als ein großes Stück Lebensqualität. Meinen ersten Bibliotheksausweis hatte ich mit acht. Und mein Sohn hat schon als zweijähriger Steppke in der Kinderabteilung Bilderbücher durchgeblättert.

Ich muss los. Aber ich möchte noch gar nicht. Die brasilianische Musik im Hintergrund macht mir gute Laune und ich habe jetzt doch ein bißchen Hunger. Da ich mich aber sowieso nicht zwischen dem Lachs-Bagel, der Lamm-Tajine und der Erdbeer-Schmand-Torte entscheiden könnte, verschiebe ich das fröhliche Fressen aufs nächste Mal.

Morgen vielleicht.

Frauen Zimmer Schreiben

Gestern saß ich im „Casa Paula“, wo man den besten Galão Bremens serviert. Ausnahmsweise saß ich da nicht allein und nicht, um zu schreiben, sondern um mit einer lieben alten Freundin zu plaudern. Die mir – Überraschung! – ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk mitbrachte. Ein Buch. Eines, das wunderbar in mein Thema passt, denn es geht um Orte zum Schreiben. Das Buch heißt: Frauen Zimmer Schreiben und wurde herausgegeben von Christiane Palm-Hoffmeister. Es beginnt mit einem Brief an Virginia Woolf, die sich zeitlebens ein Zimmer für sich allein zum Schreiben gewünscht hat, und es enthält neben Texten von 22 Autorinnen wunderschöne Fotos ihrer Schreibzimmer. Mit Computer oder ohne, mal mehr, mal weniger aufgeräumt. Mit Teekannen und Topfpflanzen, Karteikästen und Kugelschreibern. Von manchen Schreibtischen aus kann man in grüne Bäume blicken, andere stehen unter Dachschrägen oder mitten in Wohnzimmern. Auch, unsichtbar und dennoch unübersehbar: Gedankenwolken, Wortschwärme, Ideennebel. Man nennt das auch Kreativität.
Ein inspirierendes Buch für Schreiberinnen und die, die es gern wären.

FrauenZimmerSchreiben

Frauen Zimmer Schreiben

Im Lesegarten

Ich habe es wohl dem frühlingshaften Wetter zu verdanken, dass ich an einem Samstagnachmittag einen freien Platz im „Lesegarten“ der Zentralbibliothek Bremen an der Domsheide bekommen habe. Kommt selten vor, denn man sitzt hier wirklich schön und tatsächlich unter Bäumen! Durch das Glasdach ca. 12 Meter über mir sieht man einen schwimmbadblauen Himmel mit dicken Zuckerwattewolken. Bibliotheksbesucher wissen sich in der Regel zu benehmen, es ist also relativ ruhig, selbst die internationale studentische Arbeitsgruppe am Nachbartisch redet zwar viel, aber leise.
Leider habe ich heute nicht viel Zeit, will mir nur geschwind einen Reiseführer für Dresden besorgen. Es wird dann in einigen Wochen ganz sicher auch einen Bericht über ein Schreibcafé in Dresden geben.
Denn Cappucchino aus dem nicht besonders vertrauenerweckenden Automaten probiere ich dann lieber nächstes Mal.

Papier und Bleistift

In diesem Blog soll es ums Schreiben gehen, um Bücher und natürlich um Cafés.

Die meisten freiberuflichen Schreiber und Übersetzer kennen das: Wenn ich am heimischen Schreibtisch arbeite, bin ich manchmal etwas einsam, aber niemals allein – stets wuseln kleine böse Geister und Dämonen um meine bewollsockten Füße oder zwinkern hinterm Bildschirm vor, und ihre verführerischen Stimmchen sabotieren flüsternd Arbeitseifer und Motivation. Der innere Schweinehund grunzt hämisch … und so habe ich mir schließlich einen Büroarbeitsplatz fern von Sofa und Bücherregalen gemietet – Dämonen und Schweinehunde haben Hausverbot.  Das hat sich wunderbar bewährt.

Eine ganz andere Sache ist es, wenn ich „Privates“ schreibe. Tagebücher, Briefe, Geschichten, Romananfänge – das geht nicht zu Hause und gehört nicht ins Büro, dafür muss ich raus und unter Menschen: Schreiben kann ich am besten im Café. Meine Ansprüche ans Ambiente sind nicht allzu hoch. Die Musik soll nicht allzu laut und der Laden nicht überfüllt sein. Das Allerwichtigste: Guter, starker Kaffee. Keine Latte Macchiato, die schmeckt, als hätte man einem Kind, das unbedingt auch Kaffee haben will wie die Großen, einen Alibi-Tropfen Espresso in die warme Milch gekippt. – Und geschrieben wird natürlich nicht auf dem Netbook, sondern auf Papier, und zwar mit einem mittelweichen Bleistift. Folgen Sie mir also in die Schreib-Cafés von Bremen und anderswo.